Reinhold Nasshan: Portrait


Quotation of a letter from Reinhold Nasshan to the Collector:

(English version click here)


Meine Absicht ist es, Inhalt und Form der Joycschen Vorgabe zu meiner Vorstellung von Einheit zu bringen und zwar so, dass meine neu geschaffene Form die Spannung mit dem Joycschen Original aushält. Das gilt für "A portrait" wie auch für den Finn, der so gut wie fertig ist und auch für "Ulysses", der kommen wird.

Ein paar Worte zu "LABYRINTH":
Das Kästchen könnte man sich als Gefängnis, Kerker des jungen Joyce vorstellen (vgl.Beschriftung der Seitenwände des inneren Kästchens), dem er entfliehen will/wird. Wenn J.J. Dublin/Irland verlässt, verlässt er seine Wurzeln/Kultur und muss eine neue schaffen, es entsteht ein Labyrinth durch das Nebeneinander von Wirklichkeit und Symbol, ein Kennzeichnen aller Bücher J.J´s.

Dädalus der berühmte Baumeister wird zu Stephen Dedalus. Wie der historische Dädalus das Labyrinth ersinnt und selbst Gefangener seines Labyrinths wird, ist auch J.J´s Roman gebaut. Der Inhalt des Kästchens/Labyrinths besteht aus verschiedenen Formstücken, bemalt auf der einen Seite mit weißen Linien -ein doppeltes Labyrinth- auf der anderen Seite mit den Namen der antiken/modernen Helden, die Stephen Dedalus verkörpert.

Wenn der Leser das Labyrinth aus dem Kästchen herausnimmt, begibt er sich in sein eigenes Labyrinth, zumindest in das von Nebeneinander der Wirklichkeit und dem Symbol. Er kann auch ein neues Labyrinth bilden, denn die Formstücke können nicht nur in einer , sondern in verschiedenen Möglichkeiten harmonisch (=in das Kästchen passend) zusammengesetzt werden. Auch kann man die Formstücke ausserhalb des Kästchens in freien Formen und Kombinationen zusammensetzen, ebenso im Kästchen selbst, wenn man Vorder- und Rückseite vermischt. Das entspricht ganz dem Inhalt des Romans: ein Labyrinth voller Umwege, Abzweige, Fallen, Attrappen, unerwarteter Perspektiven und möglicher Interpretationen. Der Leser wird mit sich selbst konfrontiert. Das Labyrinth wird zu einer Strafe, ein Sinnbild für das Gefängnis der Existenz, Verurteilung zu einer Reise ohne Ausblick. Wer sich in das Labyrinth begibt, will zu seinem Geheimnis in der Mitte, doch wenn man es erreicht hat, muss man auch wieder herausfinden, in die Aussenwelt zurückkehren, sich verwandeln.

Ausser den schon genannten Ebenen hat das Kästchen auch die Ebene der Handschrift – aussen-innen-innen-aussen. Die Handschrift ist Signal für die subjektive Auswahl der Passagen aus J.J´s Roman, die ich in diesem genannten Zusammenhang für zentral halte. Sie geht von aussen nach innen, weiter nach innen, wird von dem Labyrinth verdeckt, scheint durch, geht nach aussen, schließt den Kreis - ein Ariadnefaden? Warum ein Kästchen aus Holz?

Dädalus Vergehen, berichten die alten Sagen, war, er habe auf Pasiphaes Wunsch eine hölzerne Kuh gebaut, in die sie sich einschloss, um mit ihrem Stier ungestört Unzucht treiben zu können. "Königinnen, sagt Stephen, lagen bei preisgekrönten Bullen. Denk an Persiphae, zu deren Wollust mein Ururgroßvater den ersten Beichtstuhl baute. Stephen bezieht sich dabei auf "Circe":

"...und die Milchkuh, die da die Straße herunterkam, begegnete einem netten kleinen Jungen namens Spätzchen..."

So ungefähr könnte es sein mit dem "LABYRINTH", aber es kommt immer nur ein kleiner Teil von dem nach aussen und findet eine Form, was das Labyrinth in meinem eigenen Innern ausmacht. Doch ich gehe- muss immer- gerne hineingehen, um wieder als Neugeborener herauszukommen, aber mit J.J´s. Warnung im Ohr(Vorderseite des Kästchens): "...ein Führer, der sich vor seiner eigenen Autorität fürchtet, stolz, sensibel und misstrauisch im Kampf mit dem Chaos seines Lebens und dem Aufruhr in seinem Innern." (A Portrait)

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